"Chấm này nối tiếp chấm kia, ngàn vạn chấm thành một đường dài. Phút này nối tiếp phút kia, muôn triệu phút thành một đời sống. Chấm mỗi chấm cho đúng, đường sẽ đẹp. Sống mỗi phút cho tốt, đời sẽ thánh." (Phanxicô Xaviê Nguyễn Văn Thuận)

Bergoglio: Brandrede vor Kardinälen – vor seiner Papstwahl



Vatikanstadt / Havanna. Mit Zustimmung des Papstes hat der kubanische Kardinal Jaime Ortega die Zusammenfassung einer Rede veröffentlicht, die Kardinal Jorge Mario Bergoglio vor den Kardinälen in Rom gehalten hat – und zwar wenige Tage vor dem Konklave, das ihn zum Papst wählte. Bergoglio forderte in der Rede einen Richtungswechsel der Kirche.

Hätte nicht Papst Franziskus selbst die Genehmigung gegeben, würde Ortega wohl exkommuniziert. So aber gewährt die Veröffentlichung in der Bistumszeitung von Havanna einen einmaligen Einblick in die Beratungen vor dem Konklave, über die es sonst nur Andeutungen und Indiskretionen gegeben hätte.

Aufruf zu radikalen Reformen

Die Rede sorgte, wie mehrere Kardinäle in den vergangenen Tagen angedeutet hatten, wegen ihrer klaren Analyse und dem Aufruf zu radikalen Reformen für Aufsehen unter den Kardinälen. Ortega bat Bergoglio später um eine schriftliche Fassung, die dieser ihm handschriftlich anfertigte.

Die Zusammenfassung beginnt mit der These, die Verkündigung des Evangeliums sei der eigentliche Daseinszweck der Kirche. Daher sei sie aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und sich an die Grenzen der menschlichen Existenz vorzuwagen. Bergoglio greift damit den Begriff der Orientierung hin zur "Peripherie" auf, der aus der Befreiungstheologie stammt: Nur wenn sich die Kirche an jene wendet, die am Rand der Gesellschaft stehen, erfüllt sie den Auftrag Jesu. Zu den Rändern menschlicher Existenz zählen laut Bergoglio "die Sünde, der Schmerz, die Ungerechtigkeit und jede Form von Elend".

Gegen Beschäftigung der Kirche mit sich selbst

Hart urteilt der jetzige Papst in der Rede über bestimmte Formen klerikaler Eitelkeit und über die Beschäftigung der Kirche mit sich selbst. Wenn die Kirche nur auf sich selbst schaue, werde sie "selbstreferenziell" und verfalle einem "theologischen Narzissmus". Sie täusche nur noch vor, dass Jesus Christus in ihr sei; in Wahrheit aber entferne sie sich von ihm.

So entstehe ein Übel, das Bergoglio mit einem Zitat des Konzilstheologen Henri de Lubac (1896-1991) als "geistliche Mondänität" bezeichnet. Sie führe zu einer Art innerkirchlicher Eitelkeit, die abstoßend wirke und das klare Licht des Evangeliums verdunkele.

Verkündende oder "verweltlichte" Kirche

Letztlich gebe es nur zwei Kirchenbilder, betonte Bergoglio am Ende der Rede: die Kirche, die Gottes Wort hört und es treu verkündet, und eine "verweltlichte Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt". In diesem Licht müsse man "mögliche Veränderungen und Reformen sehen, die notwendig sind für die Rettung der Seelen", schloss Bergoglio.

Mit der Rede aus den Tagen vor dem Konklave ist nun erstmals eine Art Programm des Franziskus-Pontifikats veröffentlicht. Sie hat ein vergleichbares Gewicht wie jene Kampfansage an die "Diktatur des Relativismus", die Kardinal Joseph Ratzinger 2005 in seiner letzten Predigt vor dem Konklave formulierte.

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Vatikanstadt. Der kubanische Kardinal Jaime Ortega hat ein Manuskript des vormaligen Kardinals Jorge Mario Bergoglio veröffentlicht. Darin fasst dieser seine Rede vor den Kardinälen in den Tagen vor dem Konklave zusammen, das ihn später zum Papst wählte. – kirchensite.de dokumentiert den Text in einer Übersetzung der Katholischen Nachrichtenagentur:

Ich habe Bezug genommen auf die Evangelisierung. Sie ist der Daseinsgrund der Kirche. Es ist die "süße, tröstende Freude, das Evangelium zu verkünden" (Paul VI.). Es ist Jesus Christus selbst, der uns von innen her dazu antreibt.

1. Evangelisierung setzt apostolischen Eifer voraus. Sie setzt in der Kirche kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht. Sie ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.

2. Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst. Dann wird sie krank (vgl. die gekrümmte Frau im Evangelium). Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus.

In der Offenbarung sagt Jesus, dass er an der Tür steht und anklopft. In dem Bibeltext geht es offensichtlich darum, dass er von außen klopft, um hereinzukommen ... Aber ich denke an die Male, wenn Jesus von innen klopft, damit wir ihn herauskommen lassen. Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.

3. Die um sich selbst kreisende Kirche glaubt - ohne dass es ihr bewusst wäre -, dass sie eigenes Licht hat. Sie hört auf, das "Geheimnis des Lichts" zu sein, und dann gibt sie jenem schrecklichen Übel der "geistlichen Mondänität" Raum (nach Worten de Lubacs das schlimmste Übel, was der Kirche passieren kann). Diese (Kirche) lebt, damit die einen die anderen beweihräuchern.

Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche, die aus sich selbst hinausgeht, die das "Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu verkündet"; und die mondäne Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt.

Dies muss ein Licht auf die möglichen Veränderungen und Reformen werfen, die notwendig sind für die Rettung der Seelen.